Nachholbildung für Erwachsene nach Art. 32 BBV: Zielgruppe und Vorgehen für die Abschlussprüfung

Die Erwachsenenlehre nach Art. 32 BBV ermöglicht es Personen mit mehrjähriger Berufserfahrung, den Berufsabschluss EFZ oder EBA nachzuholen – auch ohne klassische Lehre. Voraussetzung sind in der Regel mindestens fünf Jahre Berufserfahrung (davon zwei bis vier im gewünschten Bereich) sowie der Nachweis theoretischer Kenntnisse. Die Vorbereitung kann über Schule, Kurse oder Selbststudium erfolgen. Der Weg zur Prüfung führt über das kantonale Berufsbildungsamt, welches prüft, ob die Zulassung zum Qualifikationsverfahren (QV) erfolgt.

Erwachsenenlehre nach Art. 32 BBV: Wer kann sie absolvieren und wie funktioniert der Weg zum Berufsabschluss?

Die Erwachsenenlehre nach Art. 32 BBV ist eine beliebte Möglichkeit für Erwachsene, den eidgenössischen Berufsabschluss EFZ oder EBA nachzuholen – ganz ohne klassischen Lehrvertrag. Viele Personen stellen sich dabei dieselbe Frage: Wer ist eigentlich zugelassen?

Nachfolgend findest du eine klare, verständliche Übersicht.

Personen, die ihre Berufserfahrung „on the Job“ gesammelt haben – also als ungelernte Mitarbeitende –, können über Art. 32 ihren Berufsabschluss nachholen.

Die wichtigsten Anforderungen:

  • Mindestens fünf Jahre Berufserfahrung zum Zeitpunkt der Prüfung
  • Davon zwei bis vier Jahre im gewünschten Berufsfeld (je nach Beruf unterschiedlich)
  • Teilzeit wird anteilig angerechnet
  • Hilfstätigkeiten werden nur sehr eingeschränkt anerkannt

Damit soll sichergestellt werden, dass genügend Praxis vorhanden ist, um die Abschlussprüfung zu bestehen.

Viele Erwachsene verfügen über praktische Kompetenzen, jedoch fehlen oft theoretische Grundlagen. Diese müssen vor der Prüfung gezielt ergänzt werden.

Mögliche Wege:

  1. Besuch der Berufsfachschule (Vollzeit/Unter der Woche)
    Du besuchst reguläre Unterrichtsklassen gemeinsam mit Lernenden.
  2. Spezielle Vorbereitungskurse für Erwachsene
    Gerade in Berufen mit hoher Nachfrage – z. B. Kaufmännische Grundbildung oder Detailhandel – bieten Berufsfachschulen und Privatschulen Abend- und Wochenendkurse an.
  3. Selbststudium
    Die Vorbereitung kann vollständig eigenständig erfolgen.
    Berufsfachschulen geben Auskunft zu geeigneten:
    - Lehrmitteln
    - Lernhilfen
    - Prüfungsanforderungen

Wichtig:
Die Kandidatinnen und Kandidaten sind selbst verantwortlich, ihre praktischen und theoretischen Kompetenzen auf das Niveau der regulären Lernenden zu bringen.

Dazu gehören auch ausreichende Sprachkenntnisse auf Niveau B1/B2
(Hinweis: Hier gleich den Sprach-Check machen!)

Obwohl kein Lehrvertrag nötig ist, wird dringend empfohlen, eine Arbeits- oder Praktikumsstelle im Berufsfeld zu haben – ideal zur Prüfungsvorbereitung.

Der Weg zur Prüfung läuft über das kantonale Berufsbildungsamt:

  • Kontakt mit dem Berufsbildungsamt im Kanton
    Die Fachpersonen geben alle Informationen zur Zulassung. Hier findest du die Adressen der kantonalen Berufsbildungsämter.
  • Offizielles Gesuchsformular einreichen, inklusive aller Belege:
    • Arbeitszeugnisse
    • Diplome
    • Zertifikate
  • Prüfung des Gesuchs, das Amt beurteilt:
    • anrechenbare Berufserfahrung
    • fehlende Kenntnisse
    • notwendige Vorbereitung
    • noch abzulegende Prüfungen
  • Zulassungsentscheid & Bestätigung
    Bei Annahme erhältst du eine Bestätigung und Hinweise zu möglichen Schulbesuchen.
  • Kontaktaufnahme mit der Berufsfachschule
    Die Schule entscheidet anhand deiner Vorkenntnisse, welche Kurse du noch brauchst.

Info: Es besteht keine Verpflichtung, Kurse zu besuchen. Selbststudium ist grundsätzlich erlaubt. Warum wir es dennoch sehr empfehlen kannst du hier nachlesen.

  • Anmeldung zur Abschlussprüfung
    Fristen & Gebühren sind kantonal unterschiedlich.
  • Abschlussprüfung (QV)
    Kandidaten/-innen der Nachholbildung legen die gleichen Prüfungen ab wie reguläre Lernende.
  • Nach bestandener Prüfung
    erhältst du dein eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder eidg. Berufsattest (EBA).

Wir empfehlen einen Blick in unseren Ratgeber zum Schweizer Bildungssystem – dort werden alle Wege klar und verständlich erklärt.

Du brauchst Unterstützung? Wir sind in unserem Chat, in der Bildungsberatung oder auch per E-Mail gerne persönlich für dich da!

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Autorin:

Ladina Gianom

Ladina Gianom, Bildungsberatung, Content-Team Modula AG

Veröffentlichung:

2.11.2025

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