Ich bin Evelyne Kernen. Ich bin die Ausbildungsleiterin an der LIKA Fachschule – vor allem für die Atemtherapie-Ausbildung, aber auch für alle weiteren angebotenen Ausbildungen. Ursprünglich hatte ich eine kaufmännische Grundausbildung absolviert. Durch eine spätere Ausbildung in der Naturheiltherapie kam ich dann schliesslich zum Bereich Atemtherapie. Seit 20 Jahren bin ich selbst als Atemtherapeutin mit eigener Praxis in Baden tätig.
Die Ausbildung zur Atemtherapeutin oder zum Atemtherapeut richtet sich an Personen, die Interesse an einer therapeutischen Arbeit und gesundheitlichen Themen zeigen. Natürlich braucht es auch ein konkretes Interesse an der Atemarbeit, wenn man eine Atemtherapie-Ausbildung absolvieren möchte. Da es sich um eine Weiterbildung auf dem zweiten Bildungsweg handelt, brauchen die Teilnehmenden einen Berufsabschluss oder Matura und müssen mindestens 25 Jahre alt sein. Zudem sind eine gewisse Berufs- sowie Lebenserfahrung gefordert. Andere Voraussetzungen gibt es keine – es braucht also kein medizinisches Vorwissen. Denn die Ausbildung ist so konzipiert, dass man die Atemtherapie von der Pike auf ab Tag eins der Ausbildung lernen kann.
Um eine Tätigkeit in der Atemtherapie auszuüben, braucht es Interesse am Menschen und seinen gesundheitlichen Belangen. Mitbringen sollte man dazu Empathie. Als Atemtherapeutin oder Atemtherapeut darf man aber auch keine Angst vor Berührungen haben, da es sich um eine Körperarbeit mit anderen Menschen handelt. Zudem braucht es eine Offenheit für persönliche Prozesse, weil eine solche Ausbildung immer auch persönliche Prozesse auslöst.
Während der Atemtherapie-Ausbildung lernt man den Unterschied zwischen der Atmung als anatomische oder physiologische Funktion und dem Atem mit seinem Bezug zum ganzen Menschen oder seelischen Aspekt kennen. Alle Grundelemente der Atemtherapie werden während der Ausbildung vermittelt. Diese beinhalten auch die therapeutische Arbeit, Achtsamkeit, Körperwahrnehmung, Selbstwirksamkeit und Selbsterfahrung. Man lernt mit dem Menschen zu arbeiten – einzeln oder in der Gruppe – sowie eine therapeutische Haltung in Form von therapeutischem Denken und Handeln. Atembehandlungen, Atemübungen, Atem in Bewegung, Atemmeditation, den Atem lesen sowie Bewegungspädagogik sind ebenfalls wichtige Themen in der Ausbildung zur Atemtherapeutin oder zum Atemtherapeuten. Bei uns ist ein wichtiger Aspekt der Ausbildung die Meridianlehre mit Meridianbehandlungen. Dies sind die wichtigsten Lerninhalte der ersten zwei Module der Atemtherapie-Ausbildung.
Die Atemtherapie-Ausbildung dauert bis zum Methodendiplom 3 Jahre. Dieses Diplom bestätigt das erlernte Handwerk als Atemtherapeutin oder als Atemtherapeut und ist ergänzt mit der absolvierten Medizinischen Grundlagen Ausbildung im Bereich Komplementärtherapie von der Krankenkasse anerkannt. Die dreijährige Ausbildung beinhaltet zwei Stufen über drei Module – zwei Module der Grundlagenstufe und ein fachspezifisches Modul der fortgeschrittenen Stufe. Die ersten zwei Module sind kreative Seminare, bei denen man sehr viel in Bewegung, Meditationen sowie Behandlungen ist. Sie vermitteln die Grundlagen der Atemtherapie – zu einem grossen Teil geschieht dies über Selbsterfahrung. Im dritten Modul kommen dann die fachspezifischen Themen wie Kommunikation, das therapeutische Gespräch, das psychotherapeutische Konzept, die Psychosomatik, die Diagnostik, die Krankheitsbilder und die Klienten-Arbeit dazu sowie deren Vernetzung in die Atemtherapie. Nicht alle machen nach den ersten zwei Modulen weiter. Wer das dritte Modul (mit mehr Frontalunterricht als die zwei vorangegangenen) startet, geht den Weg aber meist bis zum Branchenzertifikat.
Mit dem Methodendiplom kann ein Branchenzertifikat in Atemtherapie abgeschlossen werden. Dazu sind noch die Medizinischen Grundlagen, sozialwissenschaftlichen Grundlagen sowie Berufsgrundlagen. Zusätzlich wird noch ein Praktikum gefordert, welches teilweise auch in die Ausbildung integriert ist. LIKA führt Personen, die das absolvieren möchten, bis zum Branchenzertifikat. Dieses weist einem aus als Komplementärtherapeut nach Oda KT (Organisation der Arbeitswelt für Komplementärtherapie) und nicht als reinen Atemtherapeuten. Das Branchenzertifikat ist ausserdem der grosse wichtige Zwischenschritt vor der höheren Fachprüfung. Diese ist nicht obligatorisch, aber bietet einen weiteren sehr interessanten Entwicklungsweg zur eidg. dipl. Atemtherapeutin oder zum eidg. dipl. Atemtherapeut.
Mit dem Branchenzertifikat in Atemtherapie hat man die Möglichkeit selbständig als Atemtherapeut oder Atemtherapeutin in einer Praxis zu arbeiten. Auch eine Anstellung in Rehakliniken oder in psychosomatischen oder psychiatrischen Kliniken ist eine Möglichkeit. Momentan gibt es noch keinen Unterschied zwischen dem Branchenzertifikat und der seit etwa fünf oder sechs Jahren möglichen höheren Fachprüfung. Dies kann sich jedoch in Zukunft jedoch noch ändern. Vielleicht wird die eidg. Prüfung in diesem Berufsfeld noch obligatorisch.
Bei der Ausbildung in Atemtherapie gibt es verschiedene Prüfungen. Das sind in erster Linie die einzelnen Modulabschlüsse. Der Modulabschluss eins ist eine Art Standortbestimmung – da kann noch gar nicht wirklich von einer Prüfung gesprochen werden. Der Modulabschluss zwei ist dann die erste richtige Prüfung, bei der man schon unbekannte Personen behandelt, die von LIKA gestellt werden, und in Gruppen arbeitet. Die Gesamtabschlussprüfung nach der gesamten Atemtherapie-Ausbildung ist dann eine Theorieprüfung als schriftlicher Teil, sowie eine Gruppe über eine Stunde anleiten und einen Klienten behandeln. Damit kann das Methodendiplom erreicht werden, das im Bereich der Komplementärtherapie anerkannt ist.
Die Ausbildung in Atemtherapie kostet bei der LIKA knapp CHF 25‘000 und beinhaltet sämtliche Kosten vom Aufnahmegespräch über das Einführungsseminar bis hin zu den Prüfungsgebühren. Es fallen dann lediglich noch Reisekosten an. Später kommen noch separat die Kosten für den Tronc Commun und die Medizinische Grundausbildung sowie ev. das Branchenzertifikat sowie höhere Fachprüfung hinzu. Es gibt allerdings Beiträge über einen Teil der Ausbildungskosten als Bundessubvention zurück, wenn die höhere Fachprüfung absolviert wird – ob man dieses besteht oder nicht.
Die LIKA Fachschule bietet die Atemtherapie-Ausbildung seit über 30 Jahren an und hat sich in dieser Zeit natürlich auch verändert. Es gibt eine Tradition, aber diese ist nicht festgesetzt, sondern entwickelt sich laufend weiter. Es kamen neue Strömungen und Inputs dazu und dies wird auch in den nächsten Jahren so weitergehen. Bei uns sind die Klassen nicht allzu gross. Uns zeichnet eine hohe Persönlichkeit aus. Unsere Studierenden sind dadurch nicht einfach eine Nummer oder ein Name, sondern wir kennen diese sehr persönlich, betreuen und begleiten diese engmaschig während der Ausbildung zur Atemtherapeutin respektive zum Atemtherapeut. Aber auch auf dem Weg in die berufliche Tätigkeit begleiten wir diese Personen weiterhin. Das Verhältnis zwischen den Dozierenden und Studenten ist sehr gut, welches in Du-Kultur und auf Augenhöhe stattfindet. Bei uns herrscht eine sehr kreative sowie familiäre Atmosphäre und die Studierenden kommen sehr gerne zu uns. Die Ausbildung kann berufsbegleitend und familienbegleitend absolviert werden. Das Seminar findet einmal pro Monat am Freitag und Samstag von jeweils neun bis fünf Uhr statt. Dies schafft fixe Rahmenbedingungen durch die Schulzeiten.
Der Standort der LIKA liegt etwas abseits, nicht zentral in einer Stadt. Aber Stilli bei Brugg ist gut erreichbar, da ab Brugg alle halbe Stunde ein Bus fährt. Brugg liegt zudem etwa in der Mitte zwischen Aarau und Baden. Die Stadt Brugg ist sehr gut erreichbar. Wir befinden uns im Grünen neben der Aare. Es ist bei uns sehr ruhig und dies unterstützt die Atmosphäre der Schule sowie der Atemtherapie-Ausbildung sehr gut. Zudem liegt die Schule in einem alten historisch geschützten Haus, welches dadurch auch sehr viel Atmosphäre und Platz sowie schöne Räume für alle möglichen Arten von Unterricht bietet. Dies wird von unseren Studierenden auch sehr geschätzt. Wenn sie bei uns sind, fühlen sie sich ausserhalb des Alltages. Sie befinden sich in der Ruhe und können sich dadurch auf sich selbst und die Ausbildung konzentrieren. In der Aare kann man über den Mittag auch mal Baden gehen. Vor der Schule gibt es einen Aussenbereich mit Sitzmöglichkeiten. Gerade der schnelle Zugang zur Natur und die lockere Atmosphäre schätzen unsere Studierenden.
Übersicht Atemtherapie-Ausbildung zum Atemtherapeut oder zur Atemtherapeutin